Blutzucker messen: Selbstkontrolle bei Diabetes

Diabetes mellitus bezeichnet eine Gruppe von Erkrankung, bei denen der Blutzuckerspiegel verrücktspielt. Um den Blutzucker zu kontrollieren, ist regelmäßige Selbstkontrolle wichtig. Hier findest du eine genaue Anleitung, wie du deinen Blutzucker messen kannst, worauf zu achten solltest und wie du das Messergebnis interpretieren kannst.

Blutzucker einfach erklärt

Alles beginnt mit unserer Ernährung. Genauer gesagt mit Mahlzeiten, die viele Kohlenhydrate (u. a. Zucker) enthalten. Gelangen die Kohlenhydrate in den Darm, werden sie in kleinere Zuckermoleküle gespalten und können durch die Darmwand in den Blutkreislauf gelangen. Die Folge: der Blutzuckerspiegel steigt. Natürlich kann der Zucker aber nicht im Blut verbleiben. Er wird in den Zellen als Energielieferant gebraucht und dort verstoffwechselt. Um vom Blut in die Zellen zu gelangen, wird das Hormon Insulin benötigt. Es sorgt dafür, dass der Zucker aus dem Blut in die Zellen aufgenommen wird und der Blutzucker dadurch wieder sinkt.1-3

Je häufiger zucker- und kohlenhydrathaltige Lebensmittel auf den Tisch kommen, desto häufiger und stärker steigt in letzter Konsequenz auch der Blutzuckerspiegel. Für Diabetiker – die generell Probleme mit Schwankungen des Blutzuckers haben – ist es sehr wichtig, den Zuckerwert im Blut zu kontrollieren.

Den Blutzucker richtig messen

Deinen Blutzucker selbst zu messen, ist ganz einfach. Dennoch solltest du einige wichtige Dinge beachten, um das Ergebnis nicht zu verfälschen. Hier kommt eine Schritt-für-Schritt Anleitung:

  1. Alle Materialien bereitlegen

Bevor du beginnst, lege erst einmal alle benötigten Utensilien bereit. So stellst du sicher, dass während des Messens nichts fehlt. Du benötigst: das Blutzuckermessgerät und einen Teststreifen, die Stechhilfe und eine sterile Lanzette, ein Taschentuch oder einen vergleichbaren Tupfer sowie ein Blutzuckertagebuch oder dein Smartphone mit deiner digitalen Blutzucker-App.

Jetzt kann es losgehen!

  1. Hände waschen und gut trocknen

Vor dem Messen solltest du unbedingt die Hände gründlich waschen und anschließend gut abtrocknen. Die Finger sollten sauber sein, um das Messergebnis nicht zu verfälschen. Trage vor dem Messen auch keine Handcremes oder Salben auf die Hände auf. Auch das könnte das Messergebnis verzerren. Da Wasserreste auf den Händen den Blutstropfen verdünnen können, ist das Abtrocknen so wichtig.

Es ist am besten, die Hände mit warmem Wasser zu waschen, um die Durchblutung anzuregen. Kalte Finger werden schlechter durchblutet. Beim Blutzuckermessen kann das bedeuten, dass kein ausreichend großer Blutstropfen entsteht und die Messung nicht funktioniert. Um die Durchblutung anzuregen, kannst du den Finger auch sanft reiben oder massieren.

  1. Teststreifen in das Blutzuckermessgerät einführen

Für jede Messung benötigst du einen neuen Teststreifen, der an der dafür vorgesehenen Stelle in das Blutzuckermessgerät gesteckt wird. Dadurch schaltet sich das Gerät ein.

  1. Stechhilfe zur Hand nehmen

Benutze unbedingt für jede Messung eine neue, sterile Lanzette. Dadurch werden Infektionen verhindert. Am besten stichst du etwas seitlich in die Fingerkuppe. An den Seiten befinden sich weniger Nervenenden, wodurch dieser Bereich weniger schmerzempfindlich ist. Wechsel regelmäßig den Finger, in den du stichst. Da der Daumen und Zeigefinger im Alltag am meisten benötigt werden, nimm möglichst oft die übrigen Finger.

Wenn sich nach dem Piks nicht sofort von selbst ein Blutstropfen bildet, kannst du die Fingerspitze leicht massieren, aber nicht quetschen. Beim Quetschen kann Gewebeflüssigkeit mit austreten, was das Messergebnis verfälschen würde. Und natürlich nicht den Blutstopfen berühren.

  1. Ersten Blutstropfen entfernen

Da der erste Blutstropfen oft verunreinigt ist, solltest du ihn mit einem Taschentuch oder anderen Tupfer wegwischen. Den zweiten Blutstropfen kannst du für die Blutzuckermessung benutzen.

  1. Den Blutzucker messen

Warte, bis der Blutstropfen ungefähr die Größe eines Stecknadelkopfes hat, um ausreichend Blut für die Messung zu haben. Zum Messen hältst du die Spitze des Teststreifens von oben oder seitlich an den Blutstropfen auf deinem Finger.

Falls notwendig, kannst du anschließend ein Taschentuch oder Tupfer so lange auf die Einstichstelle drücken, bis kein Blut mehr kommt.

  1. Wert ablesen und notieren

Nach wenigen Sekunden erscheint der Messwert. Du solltest ihn für einen besseren Überblick unbedingt notieren. Dazu kannst du entweder ein Blutzuckertagebuch führen oder eine digitale Blutzucker-App für dein Smartphone verwenden.

  1. Müll entsorgen

Der Müll kann nicht einfach liegenbleiben. Die Lanzette solltest du in einem bruchsicheren Behälter entsorgen. Der Teststreifen kann in den Hausmüll.

Übersicht der Blutzuckerwerte

Natürlich ist es besonders wichtig, die gemessenen Blutzuckerwerte auch zu verstehen. Meistens zeigen die Blutzuckermessgeräte das Ergebnis in der Einheit „Milligramm pro Deziliter“ (mg/dl) an, manchmal aber auch in „Millimol pro Liter“ (mmol/l).

Im nüchternen Zustand sollte der Blutzucker bei 70 – 100 mg/dl (3,9 – 5,6 mmol/l) liegen. Unter 70 mg/dl (3,9 mmol/l) spricht man von einer leichten Hypoglykämie, also einer Unterzuckerung. Eine stärkere Hypoglykämie beginnt unter einem Wert von 54 mg/dl (3,0 mmol/l). Über einem Wert von 110 mg/dl (6,1 mmol/l) spricht man von einer Hyperglykämie, also einer Überzuckerung. Liegt der Blutzuckerwert dauerhaft in einem deutlich hyperglykämischen Bereich, spricht man von Diabetes.4

Überzuckerung

Eine Überzuckerung kann über Jahre unbemerkt bleiben. Trotzdem gibt es körperliche Signale, die auf eine Überzuckerung hinweisen können. Symptome wie ein starkes Durstgefühl, häufiges Wasserlassen, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Schwindel sowie Übelkeit und Erbrechen können auftreten. Langfristig führt die Hyperglykämie zu schwerwiegenden Folgeschäden wie Nierenschäden, Durchblutungsstörungen und eingeschränkter Sehkraft.4-6

Eine plötzlich auftretende, akute Hyperglykämie kann lebensgefährlich sein. Unbehandelt führt sie zu Bewusstseinsstörungen bis hin zum sogenannten diabetischen Koma.4

Unterzuckerung

Auch eine Unterzuckerung kann gefährlich werden. Ursachen sind zum Beispiel zu kleine Mahlzeiten, körperliche Anstrengung und übermäßiger Alkoholgenuss oder eine überhöhte Dosierung von Sulfonylharnstoffen und Insulin ohne gleichzeitige Nahrungsaufnahme.

Symptome einer Unterzuckerung sind vor allem Bewusstseinstrübung, ein schneller Puls, blasse Gesichtsfarbe, Zittern, Unruhe und Kaltschweißigkeit.4

Dokumentation der Blutzuckerwerte

Deine Messergebnisse solltest du unbedingt notieren, um einen besseren Überblick zu bekommen. So kannst du sehen, wie stark dein Blutzuckerspiegel schwankt und entsprechend reagieren. Für die Dokumentation kannst du entweder analog ein Blutzuckertagebuch führen oder eine digitale App nutzen. Die Glucura App bietet dir die Möglichkeit, deinen Blutzucker ganz einfach zu verfolgen und zu analysieren.

Fazit

Eine Selbstkontrolle deiner Blutzuckerwerte ist wichtig, um den Überblick über deinen Diabetes zu behalten. Den Blutzucker zu messen, ist ganz einfach. Du solltest aber unbedingt die oben beschriebenen Schritte berücksichtigen, damit die Werte auch wirklich aussagekräftig sind.

Literatur

1Berry SE, Valdes AM, Drew DA et al. Human postprandial responses to food and potential for precision nutrition. Nat Med 2020. 26(6):964-973. doi: 10.1038/s41591-020-0934-0

2Goodman BE. Insights into digestion and absorption of major nutrients in humans. Adv Physiol Educ 2010; 34(2):44-53. doi: 10.1152/advan.00094.2009

3Petersen MC, Shulman GI. Mechanisms of Insulin Action and Insulin Resistance. Phyiol Rev 2018; 98(4):2133-2223. doi: 10.1152/physrev.00063.2017

4Van de Loo I, Harbeck B- Facharztwissen Endokrinologie und Diabetologie. Springer Verlag, 1. Ausgabe 2020.

5S2k-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Alter; 2. Auflage; Deutsche Diabetes Gesellschaft; AWMF-Registernummer: 057-017 17

6Faselis C, Katsimardou A, Imprialos K et al. Microvascular Complications of Type 2 Diabetes Mellitus. Curr Vasc Pharmacol 2020; 18(2):117-124. doi: 10.2174/1570161117666190502103733

Über die Autorin

Jasmin Ostermann
Jasmin Ostermann

Jasmin studiert im Master Nutritional Medicine und arbeitet seit Dezember 2021 als Werkstudentin bei Perfood. Durch ihr Studium hat sie erlebt, welchen großen Einfluss Ernährung auf die Gesundheit und die Lebensqualität der Menschen haben kann und dass einige Krankheiten durch Ernährung sogar geheilt werden können. Dadurch angetrieben, möchte sie ihr Wissen gerne mit euch teilen.

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