Diabetes Typ 2 behandeln

Ein Langzeitblutzuckerwert – der sogenannte HbA1c – über 6,5 % kann ein Hinweis auf Diabetes Typ 2 sein. Unbehandelt kann ein Diabetes Typ 2 mit dauerhaft erhöhten Blutzuckerwerten diverse gesundheitliche Risiken und teils schwere Langzeitfolgen mit sich bringen.1-3 Die Behandlung von Diabetes Typ 2 erfolgt nach einem mehrstufigen Plan, dessen Basis die Lebensstilintervention ist.4

Behandlung von Diabetes Typ 2

Wird die Erkrankung diagnostiziert, beginnt die Behandlung mit der Basistherapie, die eine Lebensstil- und Ernährungsumstellung beinhaltet.4 Je nach Höhe des kardiovaskulären Risikos kann die Basistherapie bereits mit Medikamenten ergänzt werden.

Nach 3 bis 6 Monaten Basistherapie wird der Langzeitblutzucker erneut überprüft. Der Zielwert wird vorher individuell mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin festgelegt. Grundsätzlich sollte der HbA1c aber zwischen 6,5 % und 7,5 % liegen. Konnte das individuelle HbA1c-Ziel durch die Basistherapie nicht erreicht werden, wird die Therapie intensiviert, zum Beispiel mit der zusätzlichen Gabe eines oralen Antidiaketikums.4

Üblicherweise startet diese sogenannte Monotherapie mit der Gabe von Metformin, einem sehr häufig zur Behandlung von Diabetes eingesetzten Medikament. Ist Metformin aufgrund von bestimmten Vorerkrankungen nicht geeignet, können andere Antidiabetika eingesetzt werden. Die Basistherapie inklusive Lebensstil- und Ernährungsumstellung sollte begleitend zur Monotherapie fortgesetzt werden.4

Kann weiterhin keine Verbesserung des HbA1c-Wertes erreicht werden, kann die mit Metformin begonnene Therapie mit einem weiteren Medikament kombiniert werden (Kombinationstherapie). Anstelle von zwei Antidiabetika kann auch Insulin eingesetzt werden. Welche Medikamente individuell am besten kombiniert werden, sollte mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin besprochen werden.4

Kann der Blutzucker auch mit einer Kombinationstherapie zweier Antidiabetika nicht gut reguliert werden, muss ein Wechsel auf andere Medikamente erwogen werden. Dabei ist eine Insulintherapie allein oder in Kombination mit oraler Medikation eine Option. Je nachdem, wie hoch der Blutzuckerspiegel ist, muss dann mehr oder weniger Insulin gespritzt werden.4

Basistherapie: Warum sie so wichtig ist

Zur Behandlung von Diabetes Typ 2 ist die Basistherapie besonders wichtig. Warum? Im Gegensatz zu jeder medikamentösen Therapie bietet die Basistherapie die Möglichkeit einer vollständigen Remission. Dann ist der Diabetes nicht mehr nachweisbar, zumindest vorübergehend. Die Basistherapie ist damit die effektivste Diabetestherapie. 4,5

Die Basistherapie beinhaltet eine individuelle Ernährungsberatung. Der Patient oder die Patientin soll dabei lernen, wie eine ausgewogene und diabetesgerechte Ernährung aussieht und umgesetzt werden kann. Allgemein wird eine pflanzenbasierte Ernährung mit einem hohen Eiweiß- und Ballaststoffgehalt, wertvollen Ölen und zuckerarmem Obst sowie stärkearmem Gemüse als diabetesgerecht angesehen.6,7

Besteht Übergewicht, sollte das Körpergewicht im Rahmen der Ernährungstherapie in einen normalen Bereich gesenkt werden. Das ist wichtig, da besonders das stoffwechselaktive Bauchfett zu einer Insulinresistenz inklusive erhöhten Blutzucker- und Fettwerten beiträgt und dadurch neben dem Diabetes auch die Entstehung vieler weiterer Krankheiten fördert.8

Zur Basistherapie zählt darüber hinaus auch, das Bewusstsein für regelmäßige Bewegung und Sport zu erhöhen. Durch Bewegung und Sport wird die Insulinsensitivität (Insulinempfindlichkeit) der Zellen erhöht. Die Folge: Die Zellen können mehr Zucker aus dem Blut aufnehmen und der Blutzucker sinkt.9

Medikamente zur Diabetesbehandlung

Reicht eine Basistherapie zur Behandlung von Diabetes Typ 2 nicht aus, erfolgt eine medikamentöse Therapie. Wie bereits beschrieben wird häufig das Medikament Metformin eingesetzt. Metformin verzögert die Zuckeraufnahme vom Darm in die Blutbahn sowie die körpereigene Herstellung von Glukose in der Leber. Zusätzlich sorgt Metformin dafür, dass mehr Glukosetransporter zur Verfügung stehen, um den Zucker aus dem Blut in die Zellen zu schleusen. Die Folge: Der Blutzuckerspiegel sinkt.10 Bei Alkoholikern / Alkoholikerinnen und Personen mit bestimmten Vorerkrankungen wie Nieren- und Lebererkrankungen, akuten Infektionen oder Erkrankungen der Herzkranzgefäße kann Metformin kontraindiziert sein.4,11

Es gibt aber noch eine Reihe weiterer Antidiabetika, wie Glucosidase-Hemmer, Gliptine, Gliflozine, Sulfonylharnstoffe oder Inkretinmimetika. Die Liste der zur Behandlung von Diabetes eingesetzten Medikamente ist lang.4

Sehr häufig wird außerdem Insulin eingesetzt. Das Problem dabei: Das Spritzen von Insulin birgt das Risiko einer Unterzuckerung. Außerdem wird eine bereits bestehende Insulinresistenz durch das Spritzen von zusätzlichem Insulin nur noch weiter verstärkt. Über die Zeit wird daher immer mehr Insulin benötigt. Da Insulin außerdem ein Wachstumshormon ist, fördert es eine Gewichtszunahme.12

Regelmäßige Kontrolle

Wer an Diabetes Typ 2 erkrankt ist, sollte regelmäßig die Blutzuckerwerte kontrollieren lassen und gegebenenfalls die Therapie in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin anpassen. Ein nicht richtig eingestellter Diabetes birgt das Risiko von teils schwerwiegenden Langzeitfolgen wie Nierenerkrankungen, Durchblutungsstörungen bis hin zu Amputationen und Sehstörungen.1-3

Was du selbst tun kannst

Du hast es zum Teil selber in der Hand: Deinen Diabetes Typ 2 kannst du insbesondere im Frühstadium deiner Erkrankung umkehren und deine Blutzuckerwerte wieder in einen normalen Bereich senken. Dafür ist allerdings eine Lebensstiländerung inklusive einer diabetesgerechten Ernährung sowie ausreichend Bewegung und Sport unumgänglich. Eine medikamentöse Behandlung mit all ihren Nebenwirkungen könnte dadurch in der Dosis reduziert oder vielleicht sogar ganz überflüssig gemacht werden.

Pauschalisierte Ernährungsempfehlungen helfen allerdings nicht jedem. Der Grund dafür liegt bei den unterschiedlichen Stoffwechseltypen. Das heißt: Essen zwei Personen die identische Mahlzeit, kann der Blutzuckerspiegel bei der ersten Person steil ansteigen, während er bei der zweiten Person konstant bleibt.13,14Wichtig ist zudem, Ernährungsempfehlungen zu finden, die wirklich zu einem passen. Mit Glucura kannst du herausfinden, zu welchem Stoffwechseltypen du gehörst und welche Lebensmittel in welcher Kombination für dich am besten geeignet sind, um den Blutzuckerspiegel ohne Zuckerspitzen konstant zu halten und deinen Diabetes besser und selbstbestimmter zu kontrollieren.

Fazit

Die Basis der Behandlung von Diabetes Typ 2 ist eine grundlegende Anpassung des Lebensstils. Die Grundlage dieser Basistherapie bilden einerseits der Einbau von mehr Bewegung und Sport in den Alltag und andererseits eine umfassende Ernährungsumstellung. Die Basistherapie bietet gleichzeitig die einzige Möglichkeit, den Diabetes in einem frühen Stadium umzukehren. Reicht die Basistherapie nicht aus, folgt eine medikamentöse Behandlung.

Literatur

1S2k-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Alter; 2. Auflage; Deutsche Diabetes Gesellschaft; AWMF-Registernummer: 057-017 17

2Vigiimaa M, Sachinidis A, Toumpourleka M et al. Macrovascular Complications of Type 2 Diabetes Mellitus. Curr Vasc Pharmacol 2020; 18(2):110-116. doi: 10.2174/1570161117666190405165151

3Faselis C, Katsimardou A, Imprialos K et al. Microvascular Complications of Type 2 Diabetes Mellitus. Curr Vasc Pharmacol 2020; 18(2):117-124. doi: 10.2174/1570161117666190502103733

4Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL). Typ-2-Diabetes – Teilpublikation, 2. Auflage. Veröffentlicht am 25.03.2021. Im Internet: https://www.leitlinien.de/themen/diabetes

5Lean ME, Leslie WS, Barnes AC et al. Primary care-led weight management for remission of type 2 diabetes (DiRECT): an open-label, cluster-randomised trial. Lancet 2018; 391(10120):541-551. doi: 10.1016/S0140-6736(17)33102-1

6Gołąbek KD, Regulska-Ilow B. Dietary support in insulin resistance: An overview of current scientific reports. Adv Clin Exp Med 2019; 28(11):1577-1585. doi: 10.17219/acem/109976

7Höfler E, Sprengart P. Praktische Diätetik – Grundlagen, Ziele und Umsetzung der Ernährungstherapie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart. 1. Auflage 2012

8Magkos F, Hjorth MF, Astrup A. Diet and exercise in the prevention and treatment of type 2 diabetes mellitus. Nat Rev Endocrinol 2020; 16(10):545-555. doi: 10.1038/s41574-020-0381-5

9Richter EA, Sylow L, Hargreaves M. Interactions between insulin and exercise. Biochem J 2021; 478(21):3827-3846. doi: 10.1042/BCJ20210185

10Lv Z, Guo Y. Metformin and Its Benefits for Various Diseases. Front Endocrinol (Lausanne). 2020 Apr 16;11:191. doi: 10.3389/fendo.2020.00191

11DeFronzo R, Fleming GA, Chen K et al. Metformin-associated lactic acidosis: Current perspectives on causes and risk. Metabolism 2016; Feb;65(2):20-9. doi: 10.1016/j.metabol.2015.10.014.

12Heise T. The future of insulin therapy. Diabetes Res Clin Pract 2021; May;175:108820. doi: 10.1016/j.diabres.2021.108820.

13Zeevi D, Korem T, Zmora N et al. Personalized Nutrition by Prediction of Glycemic Responses. Cell 2015; 163(5):1079-1094. doi: 10.1016/j.cell.2015.11.001

14Asnicar F, Berry SE, Valdes AM et al. Microbiome connections with host metabolism and habitual diet from 1,098 deeply phenotyped individuals. Nat Med 2021; 27(2):321-332. doi: 10.1038/s41591-020-01183-8

Über die Autorin

Jasmin Ostermann
Jasmin Ostermann

Jasmin studiert im Master Nutritional Medicine und arbeitet seit Dezember 2021 als Werkstudentin bei Perfood. Durch ihr Studium hat sie erlebt, welchen großen Einfluss Ernährung auf die Gesundheit und die Lebensqualität der Menschen haben kann und dass einige Krankheiten durch Ernährung sogar geheilt werden können. Dadurch angetrieben, möchte sie ihr Wissen gerne mit euch teilen.

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