Diabetes Typ 2: Ursachen im Überblick

Diabetes mellitus Typ 2 betrifft etwa 8 Millionen Menschen in Deutschland, das ist etwa jeder 10.1 Diabetes Typ 2 ist eine Stoffwechselerkrankung, die sich schleichend über Jahre hinweg entwickelt. Die Grundlage ist eine immer weiter abnehmende Wirkung des Insulins auf die Körperzellen im Zusammenhang mit einer Störung der Insulinproduktion, was zu dauerhaft gesteigerten Blutzuckerwerten führt. Die dadurch entstehenden Symptome, wie Abgeschlagenheit, vermehrter Durst und Harndrang, sind zunächst relativ unspezifisch, weshalb Diabetes mellitus Typ 2 häufig eher zufällig, im Rahmen anderer Untersuchungen, entdeckt wird. Die Entstehung dieser Form des Diabetes hängt stark mit Übergewicht, körperlicher Inaktivität und ungünstigem Ernährungsverhalten zusammen.2,3

Was ist Diabetes mellitus Typ 2?

Bei Diabetes Typ 2 ist die Wirkung von Insulin an den Körperzellen nicht mehr ausreichend. Insulin ist ein Hormon, welches von den Betazellen der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Es spielt eine zentrale Rolle für die Verstoffwechselung von Zucker in unserem Körper. Nach dem Verzehr einer Mahlzeit werden die darin enthaltenen Kohlenhydrate im Verdauungsprozess in Einfachzucker aufgespalten, die dann über die Darmwand aufgenommen werden und ins Blut gelangen. Hier kommt das Insulin ins Spiel. In Folge des ansteigenden Blutzuckerspiegels wird es ins Blut abgegeben. Es bewirkt, dass unsere Körperzellen, vor allem in Muskeln und Leber, den Zucker aus dem Blut aufnehmen können, um ihn dann als Energiequelle zu nutzen. Ist dieser Prozess gestört, kann der Zucker von den Zellen nicht richtig verwertet werden und steigt im Blut an. Dauerhaft gesteigerte Blutzuckerwerte werden als chronische Hyperglykämie bezeichnet. Sie haben negative Auswirkungen auf Nerven und Blutgefäße und können zu schweren Folgeschäden führen. Eine frühzeitige Diagnose und entsprechende Behandlung der Erkrankung sind wichtig, um Folgeerkrankungen, wie Schäden an Augen und Nieren aber auch Herzinfarkt und Schlaganfall, zu verhindern.2,4,5

Insulinresistenz

Insulinresistenz ist die Vorstufe und das zugrundeliegende Problem des Diabetes mellitus Typ 2. Übergewicht, Bewegungsmangel und eine kalorien- und zuckerreiche, ballaststoffarme Ernährungsweise sind die maßgeblichen Ursachen für die Verschlechterung der Insulinsensitivität des Körpers. In diesem Vorstadium des Diabetes ist die Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse zwar ausreichend, das Insulin wirkt jedoch an den Körperzellen nicht richtig. Zunächst reagiert der Körper darauf mit einer Steigerung der Insulinproduktion, um die unzureichende Insulinwirkung zu kompensieren. Es liegt also ein relativer Insulinmangel vor, welcher durch Mehrproduktion von der Bauchspeicheldrüse noch ausgeglichen werden kann. Im Blut zeigt sich dieser Prozess anhand stark gesteigerter Insulinwerte und Blutzuckerspiegeln von über 100-125 mg/dl im Nüchternzustand. Diese Phase wird auch als Prädiabetes oder gestörte Nüchternglukose bezeichnet und kann über Jahre hinweg unbemerkt fortschreiten. Die Bauchspeicheldrüse kann den immer weiter zunehmenden Insulinmehrbedarf jedoch nicht unbegrenzt kompensieren. Langfristig wird sie geschädigt, ihre Funktionsleistung erreicht ihre Grenzen und die Insulinproduktion nimmt ab. Der Zucker aus dem Blut kann dann nicht mehr verwertet werden und sammelt sich im Blut an. In Folge entsteht ein manifester Typ 2 Diabetes mit chronischer Hyperglykämie, welche unbehandelt schwere Folgeschäden verursachen kann. 5,6,9

Das Fortschreiten einer Insulinresistenz ist mit einer Lebensstilumstellung aufhaltbar, sodass nicht alle Betroffenen zwingend einen manifesten Typ 2 Diabetes entwickeln. Insbesondere eine Gewichtsreduktion kann die Blutzuckerwerte verbessern und das Risiko maßgeblich vermindern. Dabei spielen auch die Steigerung der körperlichen Aktivität und eine gesunde, ausgewogene Ernährung eine wichtige Rolle, wenn es um Typ 2 Diabetes geht. Wenn Lebensstilmaßnahmen nicht mehr ausreichen, um die Blutzuckerwerte wieder in den Zielbereich zu bringen, kommen zusätzlich verschiedene Medikamente in der Therapie zum Einsatz.3

Was verursacht eine Insulinresistenz?

Im Alterungsprozess kommt es natürlicherweise zu einer Verschlechterung der Funktion der Bauchspeicheldrüse und der Sensitivität der Körperzellen gegenüber Insulin. Der Prozess kann durch verschiedene genetische und umweltbedingte Faktoren jedoch negativ beeinflusst und dadurch stark beschleunigt werden.6

Erbliche Veranlagung
Eine genetische Veranlagung für Insulinresistenz, durch eine familiäre Vorgeschichte der Erkrankung, ist ein wichtiger Faktor für das Erkrankungsrisiko. Leidet ein Elternteil an Typ 2 Diabetes, ist das Risiko um etwa 30-40 % gesteigert, selbst betroffen zu sein.5 Die genetische Veranlagung allein reicht für die Entwicklung eines Typ 2 Diabetes jedoch nicht aus. Die Entstehung der Erkrankung wird maßgeblich von Lebensstilfaktoren, wie Körpergewicht, Ernährungsweise und körperlicher Aktivität, beeinflusst. Ein besonders hohes Erkrankungsrisiko besteht bei Personen mit bestehendem Übergewicht und einer familiären Vorgeschichte von Diabetes Typ 2.

Ungesunder Lebensstil
Übergewicht, eine kalorienreiche, ballaststoffarme Ernährung und körperliche Inaktivität sind die wichtigsten Risikofaktoren für Diabetes mellitus Typ 2. Auch weitere Faktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, Stress, ein schlechtes Schlafverhalten und die Zusammensetzung unserer Darmbakterien wirken sich auf das Erkrankungsrisiko aus.2,6
Adipositas gilt weltweit als Hauptursache für Diabetes Typ 2 und Insulinresistenz. Bei einem Body-Mass-Index (BMI) von > 27 kg/m2 verdoppelt sich das Diabetesrisiko im Vergleich zu Normalgewicht.7 Außerdem fördert Übergewicht die Entwicklung weiterer Erkrankungen, wie Fettstoffwechselstörungen oder Bluthochdruck, was wiederum das Diabetesrisiko steigert. Die Fettverteilung scheint jedoch der entscheidende Risikofaktor für metabolische Störungen zu sein. Insbesondere ein erhöhtes abdominelles Fettgewebe, auch viszerales Fettgewebe genannt, erhöht das Risiko für Diabetes Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dieses Fettgewebe umhüllt die Organe im Bauchraum und dient deren Schutz. Der Taillenumfang dient als Maß zur Bestimmung, ob vermehrtes abdominelles Fettgewebe vorliegt. Für die kaukasische Bevölkerung wird ein Taillenumfang von über 88 cm bei Frauen und über 102 cm bei Männern als risikoreich eingestuft. Aber warum ist eine Steigerung des viszeralen Fettgewebes so gefährlich? Die Fettzellen in dieser Art produzieren viele entzündlich wirkende Hormone und Botenstoffe, die auf Blutgefäße, Entzündungs- und Gerinnungsprozesse wirken. Durch Stresssignale im Körper werden ihre Aktivität und die resultierenden schädlichen Prozesse weiter gefördert.5,8,9

Fazit

Insulinresistenz und eine unzureichende Fähigkeit der Bauchspeicheldrüse den daraus entstehenden Insulinmangel zu kompensieren, sind die Grundlage des Diabetes Typ 2. Die Erkrankung ist maßgeblich von Lebensstilfaktoren, wie Übergewicht, einer ungünstigen Ernährungsweise und Bewegungsmangel abhängig. Menschen mit einer familiären Vorgeschichte von Diabetes Typ 2 haben ein zusätzlich gesteigertes Risiko. Ein gesunder Lebensstil wirkt jedoch nicht nur präventiv, sondern kann auch bei bereits bestehender Insulinresistenz oder manifestem Diabetes helfen, den Blutzuckerspiegel zu senken und Folgeerkrankungen zu verhindern.

  1. DDG, diabetesDE. 2020. „Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2021“.
  2. https://gesund.bund.de/diabetes-typ-2#vorbeugung (zuletzt besucht am 16.03.2022)
  3. https://www.bzfe.de/ernaehrung/ernaehrungswissen/gesundheit/essen-und-trinken-bei-diabetes-typ-2/ (zuletzt besucht am 16.03.2022)
  4. https://www.diabinfo.de/leben/typ-2-diabetes/grundlagen/krankheitsbild-und-symptome.html (zuletzt besucht am 16.03.2022)
  5. Hauner, H., und W. A. Scherbaum. „Diabetes mellitus Typ 2“. Dtsch Med Wochenschr 127, Nr. 19 (8. Mai 2002): 1003–5. DOI: 10.1055/s-2002-28326
  6. Schäfer, S., Fritsche, A. (2007). Genetik und Umwelt in der Pathogenese und Prävention des Typ 2 Diabetes mellitus. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 58(1), 364-367. https://www.germanjournalsportsmedicine.com/fileadmin/content/archiv2007/heft10/364-367.pdf
  7. https://www.diabetesde.org/pressemitteilung/adipositas-staerkster-risikofaktor-diabetes-typ-2-0 (zuletzt besucht am 16.03.2022)
  8. https://www.ugb.de/exklusiv/fragen-service/was-versteht-man-unter-insulinresistenz-welche-bedeutung-hat-sie/?insulinresistenz-adipositas (zuletzt besucht am 16.03.2022)
  9. Mehnert, H. (2017). Diabetes mellitus -Ursachen, Epidemiologie, Behandlungsmöglichkeiten und Folgeschäden der Erkrankung. Diabetesinformationsdienst München. DOI: 15134/2014M0001

Über die Autorin

Wiebke Diederich
Wiebke Diederich

Wiebke studiert Ernährungswissenschaften im Master und ist seit Januar 2022 als Praktikantin bei Perfood. In ihrem Studium konnte sie viel über die Effekte von Ernährung und Lebensstil auf die Entstehung verschiedenster Erkrankungen lernen. Ihre Begeisterung für die Einflüsse der Ernährung auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden möchte sie gerne mit euch teilen.

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