Diabetes Typ 2: Was sind Risikofaktoren?

Diabetes Typ 2 entsteht schleichend über einen langen Zeitraum. Dadurch, dass zunächst häufig keine Symptome auftreten, wird der Diabetes erst spät entdeckt. Das Problem dabei: je länger Diabetes unbehandelt bleibt, desto höher ist das Risiko für gravierende Langzeitfolgen. Gerade deswegen ist es besonders wichtig, bereits Risikofaktoren für die Entstehung von Diabetes Typ 2 zu verringern oder zu vermeiden.1 Man unterscheidet zwischen beeinflussbaren und nicht beeinflussbaren Risikofaktoren.

Beeinflussbare Risikofaktoren

Die meisten Risikofaktoren für die Entstehung von Diabetes Typ 2 hängen mit unserem Lebensstil zusammen. Daher können wir sie beeinflussen und minimieren, um der Entstehung der Erkrankung vorzubeugen.

Ungesunder Lebensstil: schlechte Ernährung und Bewegungsmangel

Die sogenannte „westliche“ Ernährung stellt einen Risikofaktor für die Entstehung von Diabetes Typ 2 dar. Denn sie beinhaltet einen hohen Anteil an gesundheitsschädlichen und entzündungsfördernden gesättigten Fettsäuren und Triglyceriden sowie viele einfache Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen lassen.2,3

Das Hormon Insulin ist wichtig, um Zucker (Glukose) aus der Blutbahn in die Zellen des Körpers zu transportieren. Nehmen wir – zum Beispiel durch die westliche Ernährung – dauerhaft zu viel Zucker über die Nahrung auf, werden die Zellen irgendwann resistent gegenüber Insulin. Die Bauchspeicheldrüse versucht gegenzusteuern, indem mehr Insulin produziert wird. Im Verhältnis zu den hohen Blutzuckerwerten ist jedoch zu wenig Insulin vorhanden, sodass der Zucker im Blut verbleibt und über die Zeit Diabetes entsteht.4

Die westliche Ernährung beinhaltet außerdem nur wenig Ballaststoffe, wodurch das Hungergefühl nach einer Mahlzeit sehr schnell zurückkommt und man über den Tag mehr isst, als eigentlich notwendig wäre. Und der geringe Gehalt an Ballaststoffen hat noch einen weiteren entscheidenden Nachteil: Ballaststoffe sind wichtig für den Aufbau und den Erhalt einer gesunden Darmflora, da sie das Wachstum von wichtigen Bakterienstämmen im Darm fördern. Gleichzeitig werden die schädlichen Bakterien zurückgedrängt. Ballaststoffe können außerdem von den Bakterien zu kurzkettigen Fettsäuren verstoffwechselt werden, welche den Blutzuckerspiegel und die Blutfettwerte positiv beeinflussen.3,5

Neben einer ungesunden Ernährung sind auch Bewegungsmangel6, aktives oder passives Rauchen6, massiver Alkohol-Konsum6 oder ein Mangel an Vitamin D und K Risikofaktoren für die Entstehung von Diabetes Typ 2.1 Auch erheblicher psychischer Stress7, Schlafmangel8 oder eine Schlaf-Apnoe9 können zu erhöhten Blutzuckerwerten beitragen und daher ebenfalls das Diabetesrisiko erhöhen.

Übergewicht

Ein ungesunder Lebensstil inklusive schlechter Ernährung und Bewegungsmangel trägt zu Übergewicht und Adipositas bei. Übergewicht ist wiederum ein Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Diabetes Typ 2. Besonders das viszerale Bauchfett ist schädlich für die Gesundheit, da es stoffwechselaktiv ist und unter anderem Hormone und Entzündungsmarker produziert. So trägt das Fettgewebe entscheidend zu einer Insulinresistenz und in letzter Konsequenz zu der Entstehung von Diabetes Typ 2 bei.10 Mit zunehmendem Körpergewicht steigt das Risiko für Diabetes um das 5- bis 10-fache an.

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren

Auf nicht beeinflussbare Risikofaktoren haben wir keinen Einfluss. Sie sind einfach da, ob wir wollen oder nicht. Durch einen gesunden Lebensstil können wir das Risiko für den Ausbruch einer Erkrankung – trotz dieser Risikofaktoren – gering halten.  

Diabetes kann vererbt werden

Eine Studie zeigte, dass die Erblichkeit von Diabetes bei 25 – 50 % liegt.11 Mittlerweile sind über 130 verschiedene genetische Risikomutationen bekannt, die zur Entstehung von Diabetes führen oder dazu beitragen können.12 Aber nicht jeder, der eine Mutation trägt, wird auch an Diabetes erkranken. Denn dabei spielt wiederum der Lebensstil eine wichtige Rolle. Wer sich gesund ernährt, Stress reduziert und genügend Schlaf und Bewegung in den Alltag integriert, muss trotz einer vorliegenden Mutation niemals an Diabetes erkranken.

Alter

Das Alter ist ein Hauptrisikofaktor für die Entstehung diverser chronischer Erkrankungen – unter ihnen auch Diabetes Typ 2. Je älter wir werden, desto höher wird das Risiko für eine Dysregulation des Glukosestoffwechsels. Dabei kann es entweder sein, dass weniger Insulin von der Bauchspeicheldrüse produziert wird, oder dass die Zellen des Körpers resistent gegenüber Insulin werden. Beides erhöht das Risiko für Diabetes Typ 2.13

Dass wir altern, können wir natürlich nicht verhindern. Aber durch einen gesunden Lebensstil inklusive gesunder Ernährung sowie ausreichend Bewegung und Schlaf können wir das Altern verlangsamen. Um gesund zu altern und Diabetes Typ 2 vorzubeugen, ist ein stabiler Blutzuckerspiegel besonders wichtig.13

Auch Medikamente können den Zucker-Stoffwechsel verschlechtern

Bestimmte Medikamente, die auf den ersten Blick gar nichts mit dem Blutzucker oder Diabetes zu tun haben, können dazu führen, dass sich die Blutzuckerwerte verschlechtern und Diabetes entsteht oder sich eine bereits bestehende Erkrankung verschlechtert. Medikamente, die den Blutzucker negativ beeinflussen, sind beispielsweise:14

  • blutdrucksenkende Medikamente (z.B. Beta-Blocker)
  • Diuretika, also harntreibende Medikamente (z.B. Thiazide)
  • orale Kontrazeptiva (”Antibabypille”)
  • immunsupprimierende Medikamente (z.B. Tacrolimus, Cyclosporine)
  • Antidepressiva
  • Statine
  • bestimmte Antibiotika (z.B. Fluorquinolone).

Zusammenfassung: Darauf solltest du achten!

Die meisten Risikofaktoren für die Entstehung von Diabetes Typ 2 sind durch unseren Lebensstil gut beeinflussbar. Anstatt einer westlichen Ernährung mit viel gesättigten Fettsäuren und Zucker bietet sich eine mediterrane oder überwiegend pflanzliche Ernährung an. Die positiven Effekte solcher Ernährungsformen auf den Blutzucker sind wissenschaftlich gut belegt.2,3 Studien zeigten auch, dass Bewegung und Sport das Risiko für Diabetes Typ 2 um 30 – 50 % reduzieren können.1 Auch ausreichend Schlaf und weniger Stress im Alltag wirken sich positiv auf den Blutzucker aus und senken ebenfalls das Risiko. Das Ziel sollte immer eine langfristige Umstellung der Gewohnheiten sein.

 

1Wu Y, Ding Y, Tanaka Y et al. Risk factors contributing to type 2 diabetes and recent advances in the treatment and prevention. Int J Med Sci 2014; 11(11):1185-200. doi: 10.7150/ijms.10001

2Martín-Peláez, S., Fito, M., Castaner, O. (2020). Mediterranean Diet Effects on Type 2 Diabetes Prevention, Disease Progression, and Related Mechanisms. A Review. Nutrients. 12(8):2236. doi: 10.3390/nu12082236

3Barnard, N.D., Katcher, H.I., Jenkins, D.J.A. et al. (2009). Vegetarian and vegan diets in type 2 diabetes management. Nutr Rev. 67(5):255-63. doi: 10.1111/j.1753-4887.2009.00198.x

4Fletcher B, Gulanick M, Lamendola C. Risk factors for type 2 diabetes mellitus. J Cardiovasc Nurs. 2002 Jan;16(2):17-23. doi: 10.1097/00005082-200201000-00003. PMID: 11800065.

5Salas-Salvadó, J., Becerra-Tomás, N., Papandreou, C. et al. (2019). Dietary Patterns Emphasizing the Consumption of Plant Foods in the Management of Type 2 Diabetes: A Narrative Review. Adv Nutr. 10(Suppl_4):S320-S331. doi: 10.1093/advances/nmy102

6Kolb H, Martin S. Environmental/lifestyle factors in the pathogenesis and prevention of type 2 diabetes. BMC Med 2017; 15(1):131. doi: 10.1186/s12916-017-0901-x

7Hackett RA, Steptoe A. Type 2 diabetes mellitus and psychological stress – a modifiable risk factor. Nat Rev Endocrinol 2017; 13(9):547-560. doi: 10.1038/nrendo.2017.64

8Reutrakul S, Van Cauter E. Sleep influences on obesity, insulin resistance, and risk of type 2 diabetes. Metabolism 2018; 84:56-66. doi: 10.1016/j.metabol.2018.02.010

9Muraki I, Wada H, Tanigawa T. Sleep apnea and type 2 diabetes. J Diabetes Investig 2018; 9(5):991-997. doi: 10.1111/jdi.12823

10Khan SE, Hull RL, Utzschneider KM. Mechanisms linking obesity to insulin resistance and type 2 diabetes. Nature 2006; 444(7121):840-6. doi: 10.1038/nature05482

11Dubois L, Ohm Kyvik K, Girard M et al. Genetic and environmental contributions to weight, height, and BMI from birth to 19 years of age: an international study of over 12,000 twin pairs. PloS One 2012; doi: 10.1371/journal.pone.0030153

12Xue A, Wu Y, Zhu Z et al. Genome-wide association analyses identify 143 risk variants and putative regulatory mechanisms for type 2 diabetes. Nat Commun 2018; 9(1):2941. doi: 10.1038/s41467-018-04951-w

13Brewer RA, Gibbs VK, Smith Jr DL. Targeting glucose metabolism for healthy aging. Nutr Healthy Aging 2016; 4(1):31-46. doi: 10.3233/NHA-160007

14Fathallah N, Slim R, Larif S et al. Drug-Induced Hyperglycaemia and Diabetes. Drug Saf 2015; 38(12):1153-68. doi: 10.1007/s40264-015-0339-z

Über die Autorin

Jasmin Ostermann
Jasmin Ostermann

Jasmin studiert im Master Nutritional Medicine und arbeitet seit Dezember 2021 als Werkstudentin bei Perfood. Durch ihr Studium hat sie erlebt, welchen großen Einfluss Ernährung auf die Gesundheit und die Lebensqualität der Menschen haben kann und dass einige Krankheiten durch Ernährung sogar geheilt werden können. Dadurch angetrieben, möchte sie ihr Wissen gerne mit euch teilen.

Studien

Wenn du Interesse an unseren Studien hast, kannst du dich hier eintragen und wir werden uns bei dir melden.