glucura ist eine digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) zur personalisierten Lebensstiltherapie bei Diabetes Typ 2. Wie es der Diabetes-App gelingt, ihren Patientinnen und Patienten auf innovative Weise die Kompetenz zur Lebensstiländerung zu vermitteln, erfahren Sie in diesem Artikel.
Was ist eine digitale Gesundheitsanwendung (DiGA)?
DiGA unterscheiden sich von anderen herkömmlichen Gesundheits-Apps dadurch, dass sie strenge Kriterien und Regularien erfüllen müssen, die von dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geprüft werden. Zudem müssen sie einen positiven Versorgungseffekt in Studien nachweisen, um als DiGA zugelassen und von den Krankenkassen erstattungsfähig zu werden1.
Wie funktioniert glucura?
Die DiGA glucura ist eine nicht-medikamentöse personalisierte Lebensstiltherapie für Diabetes Typ 2, die die neustens Erkenntnisse aus der Forschung in eine innovative Therapie übersetzt hat. Dabei handelt es sich um einen multimodalen Therapieansatz, der Ernährungstherapie mit Bewegungstherapie und Verhaltenstherapie verbindet. Dadurch stellt glucura eine ideale Ergänzung zum Disease-Management-Programm (DMP) dar, welches die Standardbehandlung von Betroffenen sicherstellt. Es scheitert dabei aber oft an der langfristigen Umsetzung der Lebensstilanpassung, wodurch der HbA1c nach einigen Jahren meist wieder seinen Ausgangswert erreicht2: Denn laut Erhebung der Krankenkassen sank der mittlere HbA1c-Wert von 7,1 % im DMP-Beitrittshalbjahr auf 6,8 % im ersten Folgejahr, was einer Reduktion von 0,3 % entspricht. In den Folgejahren stieg der HbA1c-Wert kontinuierlich an und erreichte nach 16 Jahren wieder das Ausgangsniveau von 7,1 %. Die allgemeinen Ernährungsempfehlungen sind sehr einschränkend und passen nicht zu den Lebensrealitäten und Vorlieben der einzelnen Personen. Genau hier setzt glucura an und unterstützt dabei, ihren Lebensstil Schritt für Schritt anzupassen, denn die Personalisierung ermöglicht es, mit kleinen gezielten Anpassungen effektive Verbesserungen zu erzielen.
Ein Verordnungszeitraum von glucura beträgt 3 Monate und ist in zwei Phasen aufgeteilt. Gestartet wird mit der Sensorphase. Dafür ist in dem Starterpaket, dass die Patientinnen und Patienten zu Beginn nach Hause geschickt bekommen, ein Glukosesensor (CGM) mit enthalten, den sie für bis zu zwei Wochen tragen. Gleichzeitig wird mit der App gestartet und nach den ersten Erklärvideos dazu ermutigt, Mahlzeiten in das digitale Ernährungstagebuch einzutragen – der Einfachheit halber gibt es einen Barcode-Scanner und es reicht sogar ein Foto von den Mahlzeiten.
Da die Selbstbeobachtung durch CGM alleine nicht ausreicht, bietet glucura eine direkte Interpretation der Blutzuckerreaktionen auf Mahlzeiten im Ampelsystem. Dieses veranschaulicht die Bewertung der Reaktionen auf einer Skala von 0-9 je nachdem, ob die postprandiale Glukosereaktion leicht, mittel oder stark ausfiel. Durch die Speicherung der Mahlzeiten in der App können die Betroffenen auch zu späteren Zeitpunkten immer wieder nachschauen, wie stark der Blutzuckerspiegel nach einer bestimmten Mahlzeit angestiegen ist.
In der anschließenden Experimentierphase werden den Betroffen verschiedene, flexible Wochenzielen vorgeschlagen, die auf ihre Bedürfnisse und Vorlieben zugeschnitten sind. Somit wird zur Selbstwirksamkeit angeregt und Lebensstiländerungen Schritt für Schritt im eigenen Tempo in den Alltag integriert. Unter anderem erhalten die Betroffenen dafür Tipps und Tricks, um ihre favorisierten Mahlzeiten blutzuckerfreundlicher zu gestalten. Zum Beispiel, indem sie die Reihenfolge des Gegessenen ändern oder etwas Rohkost vorab zu sich nehmen. In der glucura-App direkt zu sehen, wie sich der Blutzucker verbessert, motiviert die Betroffenen diese Anpassungen auch langfristig beizubehalten. So muss keine Mahlzeit komplett vom Essensplan gestrichen oder Genuss eingebüßt werden. Zusätzlich erhalten die Betroffenen blutzuckerfreundliche Rezeptidee, um sich inspirieren zu lassen.
Patientinnen und Patienten erhalten auch in der sensorfreien Zeit Blutzucker-Feedback auf ihre Mahlzeiten. Denn mit Hilfe von künstlicher Intelligenz haben wir einen Algorithmus entwickelt, der basierend auf den Glukosedaten aus der Sensorphase, akkurate Vorhersagen zur postprandialen Blutzuckerreaktion geben kann. Wir ermöglichen also kontinuierliches Biofeedback.
Im Bereich Bewegung und Sport unterstützt glucura gleichermaßen, dass Betroffene ihre Ziele erreichen. Dabei liegt der Fokus auf der Alltagsbewegung, indem glucura zum Beispiel zu Spaziergängen oder Arbeiten im Haushalt motiviert. Zudem können Betroffenen wearables mit der App verbinden und somit bspw. ihre Schrittzahl im Blick behalten. Für mehr Bewegung stehen den Betroffenen aber auch Videos in unterschiedlicher Länge und Intensität mit der zertifizierten Gymnastiklehrerin Gabi Fastner zur Verfügung.
Schließlich wird auch noch der Bereich der Edukation abgedeckt. Die Wissenslektionen in Form von Videos und kompakten Texten ermöglichen Betroffenen, sich mehr mit ihrer Erkrankung auseinanderzusetzen. Dabei erfahren die Patientinnen und Patienten zum Beispiel, was die Ursachen und Folgen von Diabetes sind oder welchen Einfluss Ernährung auf den Blutzuckerspiegel hat. Es handelt sich dabei um wissenschaftlich fundierten Informationen, die dennoch in verständlicher Sprache verfasst sind.
Möchten Sie sich glucura einmal genauer anschauen, bevor Sie es Ihren Patientinnen und Patienten verordnen? Dann nutzen Sie gerne die Möglichkeit des Testzugangs für Ärzte.
Vorteile für Sie
- glucura ist als digitaler Begleiter im Alltag immer dabei: Mit glucura sind ihre Patientinnen und Patienten auch zwischen den Kontrollterminen gut versorgt und werden eng begleitet.
- Zeitersparnis: Ihre Patientinnen und Patienten erhalten am Ende der Nutzung einen ausführlichen Therapie-Report als Auswertung. Damit erhalten Sie alle Daten auf einen Blick und können den Therapieverlauf einsehen.
- DiGAs werden extrabudgetär verordnet: Somit hat eine Verordnung der DiGA glucura keine Auswirkung auf Ihr Heilmittelbudget.
Medizinscher Nutzen durch glucura in Studie bestätigt
In unserer Pilotstudie konnten wir bereits zeigen, dass Diabetes Typ 2 erfolgreich mit der DiGA glucura therapiert werden kann. Nach dreimonatiger Anwendung von glucura verbesserte sich der HbA1c-Wert um -0,67 % in der Gesamtkohorte gegenüber der Standardbehandlung, von 7,46 % auf 6,81 % (n = 118). Bei der Subgruppe mit einem schlecht eingestellten Diabetes (HbA1c > 7,00 %) verbesserte sich der HbA1c-Wert sogar um -1,08 % im Vergleich zur Standardbehandlung von 7,93 % auf 7,02 % (n = 69). Nach einer zweiten Anwendung (sechs Monate) reduzierte sich der HbA1c im Vergleich zu Beginn um 0,76 % (n = 51).
Zudem erreichten die Betroffenen eine Körpergewichtsreduktion um durchschnittlich 3,5 kg von 100,1 kg auf 96,4 kg (n = 116). Der BMI reduzierte sich entsprechend um -1,2 kg/m² und bei den Personen mit schlecht eingestelltem Diabetes sogar um -1,4 kg/m², da diese im Schnitt 4,0 kg (von 100,3 kg auf 95,77 kg) abgenommen hatten. Nach der zweiten Anwendung betrug die Reduktion durchschnittlich -6,84 kg und die Lebensqualität stieg ebenfalls stetig an3.
Derzeit führen wir eine randomisiert-kontrollierte Studie (RCT) durch, in der Ihre Patientinnen und Patienten aktuell die Möglichkeit haben, teilzunehmen. Die Studie wird telemedizinisch mit einem Studienzentrum in Ulm (Institut für Diabetes-Technologie) durchgeführt, sodass Ihre Patientinnen und Patienten von überall aus teilnehmen können. Während der Studienteilnahme gehen die Patientinnen und Patienten zu den gewohnten Kontrollterminen in Ihre Praxis. Alle Informationen dazu finden Sie auf unserer Studienseite.
Fazit
glucura ist eine DiGA und unterliegt daher strengen Anforderungen an Wirksamkeit oder Datenschutz durch die Bundesbehörde (BfArM). Als digitaler Begleiter im Alltag kann sie Ihre Patientinnen und Patienten dabei unterstützen, Lebensstilanpassungen in ihrem eigenen Tempo, angepasst an ihre individuellen Blutzuckerreaktion, in den Alltag zu implementieren. Durch den multimodalen Therapieansatz aus personalisierter Ernährungstherapie sowie Bewegungs- und Verhaltenstherapie, stellt glucura eine ideale Ergänzung zur Standardbehandlung durch das DMP-Programm dar. glucura kann dabei extrabudgetär verordnet werden und kann ihre Therapiekontrolle verbessern, indem der Therapie-Report direkt alle wichtigen Werte auf einen Blick für Sie bereithält.
Im Rahmen unserer Pilotstudie konnten die Betroffenen Ihren HbA1c, ihren BMI sowie ihre Lebensqualität bereits nach 3 Monaten klinisch relevant verbessern. Derzeit führen wir eine randomisierte kontrollierte Studie (RCT) durch, in der auch Ihre Patientinnen und Patienten die Möglichkeit haben, teilzunehmen. Mehr Informationen zur Teilnahme finden Sie auf unserer Studienseite oder melden Sie sich bei uns unter fachkreise@glucura.de.
Alternativ können Sie glucura auch extrabudgetär Ihren Patientinnen und Patienten als Rezept verordnen.
Quellen:
- BfArM. Das Fast-Track-Verfahren Für Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) Nach § 139e SGB V. (2022).
- Bericht der strukturierten Behandlungsprogramme der gesetzlichen Krankenkassen zum 30.06.2021 – Indikation Diabetes mellitus Typ 2; Berichtszeitraum: 01.01.2003 bis 31.12.2019.
- Kannenberg, S. et al. Unlocking Potential: Personalized Lifestyle Therapy for Type 2 Diabetes Through a Predictive Algorithm-Driven Digital Therapeutic. J. Diabetes Sci. Technol. 19322968241266821 (2024) doi:10.1177/19322968241266821.