„Süßstoffe sind total ungesund!“ oder „Personen mit Diabetes müssen einfach nur den Zucker austauschen!“ – sicherlich hast du beide Aussagen schon einmal gehört. Aber was stimmt denn nun oder liegt die Antwort irgendwo dazwischen? In diesem Blogartikel erfährst du alle wichtigen Infos über den Verzehr von Süßungsmitteln, mit Fokus auf Diabetes Typ 2.
Was sind Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe überhaupt?
Um den eigenen Zuckerkonsum zu reduzieren, greifen viele zu sog. Süßungsmitteln. Dabei wird zwischen Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen unterschieden: Süßstoffe enthalten im Vergleich zu Zucker eine viel höhere Süßkraft, weshalb sie in sehr geringen Mengen verwendet werden und in der Regel kalorienfrei sind1. Hierzu zählen unter anderem Aspartam, Stevia und Saccharin. Eingesetzt werden diese zum Beispiel in Light-Getränken, hochverarbeiteten Lebensmitteln und Zahnpasta2.
Zuckeraustauschstoffe, auch Zuckeralkohole genannt, weisen zumeist eine geringere Süßkraft als Haushaltszucker auf3, sind jedoch kalorienärmer – aber eben nicht immer kalorienfrei1. Zu den kalorienarmen Zuckeraustauschstoffen gehören Xylit und Sorbit, zu den kalorienfreien Zuckeraustauschstoffen Erythrit1. Zuckeraustauschstoffe findet man vor allem in Kaugummis und zuckerfreien Süßigkeiten.
Schließlich gibt es auch noch Zucker-Alternativen wie Honig und Datteln, auf die gehen wir am Ende des Beitrags nochmal kurz ein.
Nebenwirkungen von zu viel Süßungsmitteln?
Zur Vermeidung von Nebenwirkungen gibt es EU-weit Höchstmengengrenzwerte für Süßungsmittel, die nicht überschritten werden sollten. Bei Überschreitung dieser Mengen kann es nämlich zum Beispiel zu einer abführenden Wirkung kommen4,5.
In Tabelle 1 kannst du nachlesen, wie viel du von gewissen Süßungsmitteln unbedenklich verzehren kannst. Die Angaben sind in Milligramm Süßstoff pro Kilogramm Körpergewicht – du kannst die angegebene Menge also einfach mit deinem Körpergewicht multiplizieren, um herauszufinden, wie viel du von dem jeweiligen Süßungsmittel am Tag zu dir nehmen darfst.
Tabelle 1: Zugelassene empfohlene Tageshöchstdosis.
Süßungsmittel | Höchstmenge der Tageszufuhr pro kg Körpergewicht |
Aspartam | 40 mg6 |
Stevia | 4 mg7 |
Saccharin | 5 mg8 |
Erythrit | 500 mg5 |
Achtung: diese Grenzwerte gelten übrigens nur für Menschen. Hast du einen Hund zuhause, solltest du besonders vorsichtig mit Xylit sein. Schon wenige Mengen an Xylit können für Hunde tödlich sein.
Süßungsmittel und Diabetes Typ 2
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) stuft den Verzehr von Süßstoffen als unbedenklich ein, solange die Höchstmengenzufuhr nicht überschritten wird. Des Weiteren kann laut der DDG ein gelegentlicher Verzehr von Süßstoffen innerhalb der Diabetestherapie sogar sinnvoll sein9. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) konnten Studien keinen negativen Effekt auf den Nüchternblutzucker und weitere wichtige Parameter bei Diabetes zeigen. Andere Studien zeigen hingegen, dass der Konsum von Süßstoffen über einen langen Zeitraum mit einem erhöhten Risiko von Diabetes Typ 2 in Verbindung steht11. Schauen wir uns das also nochmal genauer an!
Süßungsmittel und ihr Effekt auf den Blutzucker
Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) konnten die meisten Interventionsstudien zu Süßstoffen keine negative Auswirkung auf den Blutzucker und die Insulinsensitivität sowie -freisetzung zeigen. Es gibt Hinweise, dass z.B. Sucralose die Insulinsensitivität negativ beeinflussen könnte, was wiederum bedeutet, dass der Zucker aus dem Blut nicht so gut in die Körperzellen aufgenommen werden kann. Jedoch ist die Studienlage nicht eindeutig, sodass das BfR hier keine endgültige Beurteilung abgibt10. Der Konsum von Süßstoffen führt nach aktuellem Forschungsstand also zu keinem Anstieg des Blutzuckers9. Bei Zuckeraustauschstoffen sieht das jedoch anders aus. Diese können, wenn auch langsamer als normaler Zucker, zu einem Blutzuckeranstieg führen4.
Generell sollte man aber bedenken, dass nicht nur Zucker, sondern auch weitere Kohlenhydrate zu einem Blutzuckeranstieg führen. Verwendest du zum Beispiel Süßungsmittel beim Backen, können die weiteren Bestandteile, wie z.B. Mehl, zusammen mit Zuckeraustauschstoffen eine Blutzuckerantwort auslösen. Wie stark der Blutzucker nach einer Mahlzeit ansteigt, ist von Person zu Person ganz unterschiedlich. Mit der Diabetes-App glucura kannst du herausfinden, wie stark dein Blutzucker auf verschiedenes Gebäck mit und ohne Süßstoff reagiert.
Auswirkungen von Süßungsmitteln auf Körpergewicht und Appetit
Ob der Einsatz von Süßungsmitteln einen positiven oder negativen Einfluss auf das Körpergewicht haben, scheint derzeit nicht eindeutig beantwortet werden zu können. Denn unterschiedliche Arten von Studien kommen laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu widersprüchlichen Ergebnissen. Während randomisierte klinische Studien (der Goldstandard) zu dem Entschluss kommen, dass der Einsatz von Süßstoffen zu einer Körpergewichtsreduktion führen kann, berichten Langzeit-Studien (mit geringerer Evidenz) von einer Gewichtszunahme. Eine Gewichtsreduktion kann natürlich nur erfolgen, wenn der Konsum von Süßstoffen anstatt dem Konsum von Zucker eingesetzt wird und somit auch weniger Kalorien aufgenommen werden11. Der sich haltende Mythos, dass Süßstoffe den Appetit steigern, ist laut der DDG widerlegt, da Süßstoffe keine appetitsteigernde Wirkung besitzen9.
Veränderung des Darmmikrobioms?
Was feststeht ist, dass eine gestörte Darmflora mit der Entstehung von Diabetes Typ 2 in Verbindung steht. Was wiederum nicht ganz sicher ist: ob Süßstoffe eine ungünstige Auswirkung auf unsere Darmmikroben haben10. Zwar zeigen einzelne Studien, dass der Konsum bestimmter Süßstoffe über einen kurzen Zeitraum das Darmmikrobiom nicht verändert12. Dennoch geben andere vereinzelte Studien Hinweise darauf, dass Süßstoffe das Darmmikrobiom eben doch verändern und diese Veränderung einen negativen Effekt auf die Blutzuckerreaktionen haben könnte14,15. Es sind also wie so oft weitere Studien erforderlich.
Was wir aber schon wissen, ist, dass eine ausgewogene Ernährung mit viel Ballaststoffen sich nicht nur positiv auf das Darmmikrobiom, sondern auch auf die Blutzuckerreaktionen, auswirken kann. Mit der Diabetes-App glucura kannst du beobachten, wie sich z.B. deine Blutzuckerantwort verändert, wenn du etwas Rohkost vor deiner eigentlichen Mahlzeit isst.
Achtung: Sucralose nicht zum Backen verwenden!
In den sozialen Medien wird derzeit viel damit geworben, beim Backen, Mehl durch Proteinpulver und/oder Zucker durch Süßungsmittel zu ersetzten, die jedoch oft Sucralose enthalten. Wird Sucralose über 120°C erhitzt, können dabei Stoffe entstehen, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Daher empfiehlt das BfR Sucralose nicht zum Backen, Braten oder Frittieren zu verwenden16. Eine gute Alternative zum Backen, kann Erythrit sein. Es ist im Gegensatz zu Sucralose hitzebeständig und in kleinen Mengen gut verträglich. Vielleicht hast du ja Lust mal damit zu experimentieren. Ein guter Anfang ist, 50% des Zuckers mit Erythrit auszutauschen, dann ist der kühlende Effekt von Erythrit auch nicht zu schmecken. Erythrit findest du bereits in vielen Supermärkten.
Erhöht Xylit das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen?
Vielleicht hast du auch etwas von der neuen Studie gehört, die zeigen soll, dass Xylit das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen erhöht. Jedoch konnte die Studie keinen kausalen Zusammenhang (also dass Xylit durch Lebensmittel wirklich die Ursache dafür ist), lediglich eine Korrelation zwischen Xylit im Blut und einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen zeigen17. Übrigens entsteht in unserem Körper täglich ca. 5 bis 10 Gramm Xylit beim Abbau von Kohlenhydraten. Dies wurde zum Beispiel nicht berücksichtigt, sodass nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Ergebnisse der Studie einfach mit dem vom Körper selbst produzierten Xylit korrelieren (also gleichzeitig auftreten). Ob zwei Sachen miteinander korrelieren, bedeutet nämlich nur, dass sie gleichzeitig auftreten. Bekommst du jedes Mal beim Eis essen gehen einen Sonnenbrand, liegt dies nicht an dem Eis, sondern einfach daran, dass du bei starkem Sonnenschein gerne draußen ein Eis essen gehst, beides tritt gleichzeitig auf. So lange du, wie auch bei den anderen Süßungsmitteln, die empfohlene Tageshöchstdosis nicht überschreitest und nur gelegentlich konsumierst, kannst du Xylit also weiterhin in deine Speisen integrieren.
Fruktose als diabetes-freundlichere Alternative?
Hinter Fruktose verbirgt sich der sog. Fruchtzucker. Vom Gefühl her ergibt es doch Sinn, dass der Zucker aus der Frucht die diabetes-freundlichere Alternative zum Haushaltszucker sein muss, oder? Ganz so einfach ist es nicht! Denn ein erhöhter Konsum von Fruktose kann zu einer Verfettung der Leber18 sowie einer Gewichtszunahme führen9. Das heißt aber nicht, dass Personen mit Diabetes Typ 2 auf Obst verzichten sollten! Um den Fruktosegehalt moderat zu halten, solltest du eher auf mit Fruktose gesüßten Getränken verzichten. Falls dir Wasser als Getränk zu langweilig ist, könnte es vielleicht helfen, Fruchtsäfte oder andere süße Getränke mit Sprudelwasser zu verdünnen. Oder doch ein erfrischendes Zitronenwasser mit etwas Minze?
Honig und Datteln zum Süßen verwenden?
Viele verwenden anstelle von Haushaltszucker oder Süßungsmitteln andere Zuckeralternativen wie Honig oder Datteln. Als Argument dafür wird oft betont, dass sie im Vergleich zum Haushaltszucker auch noch weitere Inhaltsstoffe wie Vitamine und Ballaststoffe aufweisen. Auf der anderen Seite müssen sie aber in größeren Mengen angewendet werden, um eine ausreichende Süßkraft zu erreichen. Honig enthält zudem gar keine Ballaststoffe und auch die Menge an Vitaminen ist sehr gering, weshalb der Vorteil gering ist. Möchtest du herausfinden, wie dein Blutzuckerspiegel auf Honig in deiner Mahlzeit reagiert? Mach den Test mit der Diabetes-App glucura. Denn mittels Glukosesensor (CGM) kannst du ganz einfach herausfinden, wie dein Blutzucker auf unterschiedliche Mahlzeiten reagiert und diese miteinander vergleichen. Die Interpretation in Form eines Feedbacks im Ampelsystem sowie Rankings übernehmen wir.
Fazit
Angst musst du vor Süßungsmitteln nicht haben. Beachtest du die Höchstmengen, gelten sie als sicher und können bei gelegentlichem Konsum eine hilfreiche Ergänzung sein, um den Blutzucker stabil zu halten. Dennoch gibt es vereinzelte Studien, die Hinweise auf eine verminderte Insulinempfindlichkeit oder ein verändertes Darmmikrobiom zeigen, weshalb sie nicht im Übermaß konsumiert werden sollten. Generell sollte der Fokus eher darauf liegen, den Konsum von Süßem etwas zu reduzieren, statt nur nach Alternativen zu suchen. Das ist aber natürlich leichter gesagt als getan, gerade für Süß-Liebhaberinnen und -Liebhaber.
Komplett auf Süßes zu verzichten müssen Personen mit Diabetes nicht! Viel eher sollte also eine allgemeine ausgewogene Ernährung angestrebt werden, bei der der Blutzucker niedrig-stabil bleibt. Oft sind es auch schon die kleinen Dinge, die bereits zu einer Verbesserung führen. So kann es von Vorteil sein, das Schokobon nicht auf nüchternen Magen zu essen, sondern direkt nach einer Hauptmahlzeit. Diese und mehr Tricks, werden dir in der Diabetes-App glucura bereitgestellt. Basierend auf deinen Blutzuckerantworten sprechen wir dir personalisierte Ernährungsempfehlungen aus und helfen dir durch realistische Wochenziele, zugeschnitten auf deine Vorlieben und Bedürfnisse, Veränderungen Schritt für Schritt in deinen Alltag zu integrieren.
Lass dir dafür die Diabetes-App von deiner Ärztin oder deinem Arzt auf Rezept verschreiben. Die Kosten dafür übernimmt die Krankenkasse. Bei bestehender DMP-/Diagnosebestätigung kannst du dich auch direkt bei deiner Krankenkasse melden. Möchtest du erst noch mehr über glucura erfahren? Dann komm doch gerne in unser nächstes Webinar!
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Quellen
- Süße Zusatzstoffe: Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe | Lebensmittelklarheit. https://www.lebensmittelklarheit.de/informationen/suesse-zusatzstoffe-zuckeraustauschstoffe-und-suessstoffe.
- Bundesinstitut Für Risikobewertung. Sweeteners: majority of studies confirm no adverse health effects – however, the study situation is insufficient: BfR Opinion No 004/2023 of 7 February 2023. BfR-Stellungnahmen 2023, no. 004 (2023).
- BfR-Stellungnahmen zu Süßungsmitteln.
- Fakten über Zuckeraustauschstoffe | diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. https://www.diabetesde.org/fakten-zuckeraustauschstoffe.
- EFSA Panel on Food Additives and Flavourings (FAF) et al. Re-evaluation of erythritol (E 968) as a food additive. EFSA J. 21, e8430 (2023).
- Aspartame hazard and risk assessment results released. https://www.who.int/news/item/14-07-2023-aspartame-hazard-and-risk-assessment-results-released.
- EFSA Panel on Food Additives and Nutrient Sources added to Food (ANS). Scientific Opinion on the safety of steviol glycosides for the proposed uses as a food additive. EFSA J. 8, 1537 (2010).
- Bewertung von Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen.
- Skurk, T. et al. Empfehlungen zur Ernährung von Personen mit Typ-2-Diabetes mellitus. Diabetol. Stoffwechs. 16, S255–S289 (2021).
- Bundesinstitut Für Risikobewertung. Süßungsmittel: Mehrheit der Studien bestätigt keine Gesundheitsbeeinträchtigung – allerdings ist die Studienlage unzureichend: Stellungnahme Nr. 004/2023 des BfR vom 07. Februar 2023 (Bewertungsstand 23. September 2019). BfR-Stellungnahmen 2023, no. 004 (2023).
- Use of non-sugar sweeteners: WHO guideline. https://www.who.int/publications-detail-redirect/9789240073616.
- Kwok, D. et al. Comparison of a Daily Steviol Glycoside Beverage compared with a Sucrose Beverage for Four Weeks on Gut Microbiome in Healthy Adults. J. Nutr. 154, 1298–1308 (2024).
- Serrano, J. et al. High-dose saccharin supplementation does not induce gut microbiota changes or glucose intolerance in healthy humans and mice. Microbiome 9, 11 (2021).
- Suez, J. et al. Artificial sweeteners induce glucose intolerance by altering the gut microbiota. Nature 514, 181–186 (2014).
- Suez, J. et al. Personalized microbiome-driven effects of non-nutritive sweeteners on human glucose tolerance. Cell 185, 3307-3328.e19 (2022).
- Süßungsmittel in Lebensmitteln – Ausgewählte Fragen und Antworten – BfR. https://www.bfr.bund.de/de/suessungsmittel_in_lebensmitteln___ausgewaehlte_fragen_und_antworten-311913.html.
- Witkowski, M. et al. Xylitol is prothrombotic and associated with cardiovascular risk. Eur. Heart J. ehae244 (2024) doi:10.1093/eurheartj/ehae244.
- Lee, D. et al. Important Food Sources of Fructose-Containing Sugars and Non-Alcoholic Fatty Liver Disease: A Systematic Review and Meta-Analysis of Controlled Trials. Nutrients 14, 2846 (2022).