Ozempic®, Wegovy® oder Trulicity®: All dieses Handelsnamen stehen für Medikamente aus der Gruppe der GLP-1 Analoga. Vor allem Ozempic® hat in der letzten Zeit für Furore gesorgt: Viele Nicht-Diabetiker:innen verwenden den Wirkstoff Semaglutid, weil er beim Abnehmen hilft. Wie genau wirken GLP-1 Analoga – und mit welchen Nebenwirkungen musst du rechnen? Wir haben alle Infos für dich zusammengefasst.
Was sind GLP-1 Analoga?
GLP-1 Analoga, manchmal auch GLP-1 Agonisten oder GLP-1 Rezeptoragonisten genannt, sind eine Gruppe von Medikamenten, die bei der Behandlung von Diabetes [AS1] eingesetzt werden. Die ersten Produkte aus dieser Kategorie wurden in Europa 2007 zugelassen, inzwischen gibt es eine ganze Reihe an ähnlichen Wirkstoffen. Die wohl bekanntesten Vertreter sind Ozempic® und Wegovy® mit dem Wirkstoff Semaglutid.
Verabreicht werden GLP-1 Analoga, indem die Medikamente mit einer Spritze oder einem Fertigpen unter die Haut gespritzt werden. Semaglutid ist unter dem Namen Rybelsus® seit 2020 auch in Tablettenform in der EU zugelassen. Studien zeigen, dass GLP-1 Analoga den Blutzuckerspiegel und den Langzeitzucker HbA1c senken, das Körpergewicht reduzieren und außerdem vorbeugend gegen verschiedene andere Krankheiten wirken.
GLP-1 Analoga, GLP-1 Agonisten, Inkretin-Mimetika: Viele Namen, eine Wirkung
Der etwas sperrige Name bezieht sich auf ein Darmhormon, das an der Glukoseregulation beteiligt ist: Das „Glucagon-like peptide-1[AS2] “ (GLP-1) ist ein Hormon, das im Dünndarm gebildet wird, sobald du kohlenhydrathaltige Nahrung zu dir nimmst. GLP-1 und das verwandte GIP (Glucose-dependent insulinotropic peptide) zählen zu den sogenannten Inkretin-Hormonen[AS3] .
Vielleicht hast du schon einmal vom Inkretin-Effekt gehört: In den 1960er Jahren fanden Forscher heraus, dass die Insulinausschüttung der Bauchspeicheldrüse nicht nur mit dem Blutzucker zusammenhängt, sondern dass es noch andere Einflussfaktoren gibt. GLP-1 und GIP gelten aus verantwortlich für den Inkretin-Effekt[AS4] , weil sie die Insulinausschüttung direkt stimulieren.
Sobald die Nahrung den Dünndarm erreicht, sorgt GLP-1 dafür, dass die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin ausschüttet. Gleichzeitig hemmt es die Produktion von Glukagon, dem Gegenspieler von Insulin: Es verhindert also, dass der Körper mehr Glukose in den Blutkreislauf abgibt. Außerdem beeinflusst GLP-1 unser Hungergefühl und sorgt dafür, dass wir schneller und länger satt sind.
Medikamente aus der Gruppe der GLP-1 Analoga „mimen“ den Effekt von GLP-1. Deshalb heißen sie auch Inkretin-Mimetika oder GLP-1 Agonisten. Ein Agonist ist eine Substanz, die an einen Rezeptor bindet und dadurch einen bestimmten Effekt erzielt – in diesem Fall denselben wie das Inkretinhormon GLP-1.
Ozempic® und der Wirkstoff Semaglutid
Der erste GLP-1 Agonist trug den Namen Exenatid. Inzwischen gibt es aber eine ganze Reihe an synthetischen Inkretin-Mimetika. Die Handelsnamen der Medikamente sind zum Beispiel Trulicity®, Byetta®, Victoza® und Ozempic®. 2022 wurde außerdem Mounjaro® [AS5] mit dem Wirkstoff Tirzepatid zur Diabetes-Therapie in der EU zugelassen – ein GLP-1/GIP Doppel-Agonist.
Von Ozempic® hast du vielleicht schon gehört: Weil es beim Abnehmen hilft, wird Ozempic® inzwischen auch von Nicht-Diabetiker:innen eingesetzt. [AS6] Das Medikament ist seit 2018 in Deutschland zugelassen[AS7] , der enthaltene Wirkstoff heißt Semaglutid.
Ozempic® hat den Vorteil, dass es nur einmal pro Woche verabreicht werden muss. Die meisten anderen GLP-1 Analoga werden dagegen ein- bis zweimal täglich unter die Haut gespritzt. Alle synthetischen GLP-1 Agonisten sind allerdings so verändert, dass sie insgesamt deutlich länger wirken als das natürliche Inkretin-Hormon GLP-1.
Ozempic® ist im pharmazeutischen Handel als Fertigpen erhältlich. Semaglutid kann als Einzelpräparat als Alternative zu Metformin eingesetzt werden. Die meisten Diabetiker:innen nehmen es allerdings in Kombination mit Metformin, Insulin oder anderen Medikamenten ein.
Die Wirkung von Ozempic®: Einfach erklärt
Wenn du eine Mahlzeit zu dir nimmst, die Kohlenhydrate enthält, gelangt diese zuerst in den Magen und anschließend in den Dünndarm. Das ist der Startschuss für GLP-1: Das Hormon signalisiert der Bauchspeicheldrüse (Pankreas), dass mehr Insulin benötigt wird, um die frisch eingetroffene Glukose in die Zellen zu befördern.
Um die Insulinausschüttung anzuregen, dockt GLP-1 an den passenden Rezeptor auf der Oberfläche der Pankreas-Betazellen an – das sind die Zellen, die Insulin produzieren. Das Ergebnis dieser Kommunikation: Insulin wird produziert, der Blutzuckerspiegel sinkt.
GLP-1 Analoga wie Ozempic® erzielen eine ähnliche Wirkung, indem sie an den GLP-1 Rezeptor binden. Das Medikament sorgt also dafür, dass der Blutzuckerspiegel schneller sinkt. Das verhindert Blutzuckerspitzen und wirkt sich entsprechend positiv auf den Langzeitzucker HbA1c aus. Gleichzeitig hemmt Ozempic® eine andere Funktion der Bauchspeicheldrüse: Unter dem Einfluss des Medikaments schüttet sie weniger Glukagon aus.
Das Hormon Glukagon reguliert gemeinsam mit Insulin den Blutzuckerspiegel: Sinkt der Blutzucker ab, signalisiert es der Leber, dass mehr Glukose benötigt wird. Der Körper beginnt dann, seine Glukosespeicher zu leeren oder produziert mehr Glukose, damit alle lebensnotwendigen Prozesse weiterhin funktionieren.
Weitere Wirkungsweisen von Semaglutid
Ozempic® entfaltet seine Wirkung nur, wenn sich Glukose im Dünndarm befindet. Das hat einen großen Vorteil: Ist wenig Glukose vorhanden, senkt das Medikament den Blutzuckerspiegel nicht noch weiter ab. Diabetiker:innen, die Semaglutid verwenden, erleben deshalb kaum Unterzuckerungen. Hypoglykämien treten in der Regel nur dann auf, wenn Ozempic® mit anderen Diabetes-Medikamenten kombiniert wird.
Ozempic® verlangsamt auch die Bewegungen des Verdauungstrakts und bewirkt, dass Magen und Darm langsamer entleert werden. Außerdem soll es die Blut-Hirn-Schranke leichter überwinden können als andere Substanzen aus der Gruppe der GLP-1 Analoga. Semaglutid beeinflusst den Appetit und hat deshalb einen stärkeren Effekt auf Diabetiker:innen, die Gewicht verlieren möchten[AS8] .
Studien [AS9] zeigen darüber hinaus noch verschiedene weitere Effekte von Ozempic®. Es gibt Hinweise darauf, dass GLP-1 Rezeptoragonisten das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren und den Blutdruck senken. Ozempic® soll helfen, Entzündungen zu reduzieren und die Blutfettwerte zu verbessern. In einigen Versuchen [AS10] zeigte Semaglutid eine positive Wirkung bei der Prävention von Atherosklerose.
Mögliche Nebenwirkungen von Ozempic®
Die aktuelle Studienlage im Hinblick auf die Wirkung von Ozempic® und anderen GLP-1 Analoga ist vielversprechend. Ein Nachteil sind allerdings die Beschwerden, die bei vielen Patient:innen während der Einnahme auftreten. In vielen Fällen sind die Nebenwirkungen von Ozempic® so stark, dass die Behandlung abgebrochen wird.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Ozempic® zählen Magen-Darm-Beschwerden [AS11] wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung. Diese Symptome zeigen sich vor allem zu Beginn der Einnahme und lassen bei vielen Betroffenen nach einigen Monaten nach. Indem die Dosierung anfangs niedrig angesetzt und langsam gesteigert wird, lassen sich die Beschwerden abschwächen.
Weitere mögliche Nebenwirkungen von Ozempic®:
- Appetitverlust
- Blähungen
- Völlegefühl
- Sodbrennen
- Aufstoßen
- Schmerzen in der Bauchregion
- Schwindel und Kreislaufprobleme
- Müdigkeit und Erschöpfung
Auf die Anwendung von Ozempic® verzichten solltest du, wenn du unter einer Nierenfunktionsstörung, einem Schilddrüsenkarzinom oder einer diabetischen Retinopathie leidest. Bei diesen Krankheitsbildern kann Semaglutid unter Umständen zu Komplikationen führen.
Wegovy® und Ozempic® zum Abnehmen
Weil der Wirkstoff in Ozempic® zu Gewichtsverlust führt, wird er inzwischen auch von Nicht-Diabetiker:innen verwendet. Das Medikament mit dem Handelsnamen Wegovy® enthält ebenfalls Semaglutid – allerdings in einer deutlich höheren Dosierung. Wegovy® wurde speziell als Medikament gegen Übergewicht entwickelt und ist in den USA seit Mitte 2021 verfügbar.
Viele Prominente, darunter Elon Musk und Kim Kardashian, sprachen in der Vergangenheit offen darüber, dass sie Ozempic® oder Wegovy® zum Abnehmen verwenden. Die hohe Nachfrage führte sogar schon zu Lieferengpässen[AS12] des Wirkstoffs Semaglutid. Viele Expert:innen sehen diese Entwicklung kritisch: Sie weisen darauf hin, dass GLP-1 Analoga starke Nebenwirkungen haben können und noch wenige Langzeitdaten vorliegen. [AS13]
Wegovy® ist seit Januar 2022 auch in der EU zugelassen, ist momentan aber noch nicht erhältlich. Wer sich Wegovy® in Zukunft gegen Adipositas verschreiben lassen möchte, muss mindestens einen BMI von 30 haben oder eine Erkrankung vorweisen, die durch Übergewicht verursacht wird. Weil Semaglutid sehr teuer ist, gibt es noch weitere Voraussetzungen für eine Kassenübernahme, wie ein aktiver Lebensstil und eine gesunde Ernährungsweise. [AS14]
Sind GLP-1 Analoga wie Ozempic® sinnvoll?
GLP-1-Rezeptor-Agonisten wirken wie das Inkretin-Hormon GLP-1: Sie sorgen dafür, dass die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin produziert, machen schneller und länger satt und senken das Körpergewicht. Um sie einzunehmen, spritzt du dir den Wirkstoff entweder unter die Haut oder nimmst eine Tablette ein.
Inkretinmimetika wie Ozempic® werden oft bei Typ-2-Diabetiker:innen eingesetzt, bei denen andere Therapiemethoden nicht ausreichen. Die bisherigen Studien zeigen, dass die Medikamente vielversprechende Wirkungen zeigen: Neben einer besseren Glukoseregulation könnten sie auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken.
Ein Nachteil der GLP-1 Analoga sind ihre Nebenwirkungen. Meistens betreffen die Beschwerden den Magen-Darm-Trakt und sind teilweise so stark, dass die Betroffenen die Therapie abbrechen. Zwar verursacht der Wirkstoff Semaglutid selbst keine Hypoglykämie: Weil Ozempic® häufig in Kombination mit anderen Medikamenten eingesetzt wird, ist es aber sehr wichtig, dass deine Ärzt:innen die Behandlung individuell auf dich zuschneiden. Ob Ozempic® das richtige Medikament für dich ist, musst du in Absprache mit deinen Therapeut:innen entscheiden. Die Nebenwirkungen schrecken dich ab? Glucura bietet dir die Möglichkeit, deinen Diabetes natürlich zu regulieren. Wir zeigen dir, wie du deine Ernährung so gestaltest, dass sie zu dir passt. Außerdem erhältst du viele Tipps und Tools für deinen Alltag, die wirklich funktionieren. Ganz ohne Durchfall und Erbrechen – versprochen!