Metformin: Wirkung, Nebenwirken & Alternativen

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Amrei Stickling

Amrei ist ganzheitliche Gesundheitsberaterin und studiert Clinical Nutrition im Master. Sie beschreibt sich selbst als reisefreudigen Yogafan und neben den Themen Ernährung und Gesundheit beschäftigt sie sich liebend gerne mit der Persönlichkeitsentwicklung.

Metformin ist eines der am häufigsten verschriebenen Diabetes-Medikamente. Inzwischen interessieren sich allerdings auch viele Menschen ohne Diabetes für das Produkt. Denn Metformin senkt nicht nur das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern gilt sogar als mögliches Anti-Aging-Mittel. Hier erfährst du alles rund um die Wirkung von Metformin und mögliche Nebenwirkungen. Außerdem, was du bei der Einnahme beachten musst und welche Alternativen zu Metformin es gibt.

Metformin: Ein wichtiges Antidiabetikum

Viele Menschen, die die Diagnose Diabetes mellitus erhalten, denken zunächst, sie müssten ab jetzt täglich Insulin spritzen. Auf Patientinnen und Patienten mit Diabetes Typ 1 trifft das tatsächlich zu, deshalb wird diese Form auch insulinabhängiger Diabetes genannt. Für Diabetes Typ 2  gibt es aber eine ganze Reihe an anderen Medikamenten – die sogenannten Antidiabetika. Das Antidiabetikum, das weltweit am häufigsten verschrieben wird, heißt Metformin1.

Metformin wird normalerweise erst dann eingesetzt, wenn die Betroffenen den Diabetes trotz eines gesunden Lebensstils nicht in den Griff bekommen2. Wenn du Diabetes hast, werden deine Therapeutinnen und Therapeuten vermutlich zuerst versuchen, deine Blutzuckerwerte mithilfe einer ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger Bewegung zu senken. Klappt das nicht, kommen Antidiabetika ins Spiel.

Metformin hilft, den Nüchternblutzucker und den HbA1c-Wert (den Langzeitzuckerwerte) zu regulieren3. Es senkt das Risiko für Schlaganfall, Demenz, und verschiedene weitere Erkrankungen, die als Folge von Diabetes entstehen können. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass Metformin potentiell für die Prävention und Behandlung von Krebs eingesetzt werden kann3–5.

Weil Metformin so viele positive Effekte hat, wird es in den medizinischen Leitlinien als Mittel der Wahl bei Diabetes Typ 2 aufgeführt. Schon Kinder ab dem Alter von zehn Jahren können mit Metformin behandelt werden. Das Medikament wird sowohl einzeln als auch in Kombination mit Insulin oder anderen Antidiabetika eingesetzt.

Was genau ist Metformin?

Metformin ist ein orales Antidiabetikum – das bedeutet, es wird in Tablettenform oder als flüssige Lösung über den Mund eingenommen. Es gehört zur Gruppe der sogenannten Biguanide. Diese Medikamente werden seit dem frühen 20. Jahrhundert in der Diabetestherapie eingesetzt. Biguanide gehen auf einen Wirkstoff in der Geißraute (Galega officinalis) zurück. Einer Heilpflanze, die volkstümlich gegen Diabetes verwendet wurde, noch bevor es entsprechende Medikamente gab.

Forschende entdeckten in den 1910er Jahren, dass die Pflanze große Mengen an Guanidinen bzw. dem Derivat Galegin enthält. Einige Jahre später gelang es der Forschung, den Wirkstoff synthetisch herzustellen. Die ersten Versuche zeigten allerdings nicht den gewünschten Effekt – oder verursachten zu starke Nebenwirkungen. Außerdem gelang es etwa zur selben Zeit, Insulin herzustellen: Guanidine gerieten deshalb für eine Weile in Vergessenheit.

Metformin entstand, indem zwei Guanidin-Moleküle zusammengefügt wurden – daher auch der Name „Bi-Guanid“. 1958 wurde der Wirkstoff erstmalig in Frankreich und Großbritannien zugelassen und zählt heute zu den ältesten und wichtigsten Antidiabetika. Ursprünglich gab es noch andere Biguanide, die in der Diabetes-Therapie verwendet wurden, darunter Buformin und Phenformin. Weil ihre Verträglichkeit zu wünschen übrigließ, sind sie heute aber nicht mehr erhältlich6.

Die Wirkung von Metformin

Metformin senkt nachweislich den Blutzuckerspiegel, führt zu Gewichtsverlust und sorgt dafür, dass die Körperzellen wieder besser auf das Insulin-Signal reagieren (Insulinsensitivität). Studien zeigen zudem, dass sich die Blutfettwerte deutlich verbesserten, wenn die Betroffenen Metformin einnahmen. Dass Metformin wirkt, wissen wir – wie genau es funktioniert, ist aber noch nicht vollständig geklärt.

Ein Effekt von Metformin ist, dass es die Neubildung von Glukose in der Leber (die sogenannte Gluconeogenese) hemmt3. Falls du dich fragst, was das bedeutet: Unser Körper achtet sehr genau darauf, dass der Blutzuckerspiegel nie zu tief absinkt, denn das Gehirn ist auf Glukose angewiesen. Deshalb gibt es ein umfassendes Notfallprogramm.

Wird nicht genügend Glukose mit der Nahrung zugeführt, kann die Leber aus bestimmten Stoffen selbst Glukose herstellen. Diese wird dann an das Blut abgegeben, um eine konstante Versorgung sicherzustellen. Du siehst das zum Beispiel daran, dass dein Blutzucker steigt, obwohl du nichts gegessen hast: Zum Beispiel durch Fasten, bei Stress oder während dem Sport.

Metformin verhindert also, dass der Prozess der Gluconeogenese den Blut-Glukosespiegel von Menschen mit Diabetes zusätzlich erhöht. Das wirkt sich günstig auch den Nüchternblutzuckerspiegel aus. Die Glukose, die du mit der Nahrung aufnimmst, wird zudem unter Verwendung von Metformin langsamer an das Blut abgegeben. Außerdem verringert Metformin das Hungergefühl – besonders bei Übergewicht ist das ein hilfreicher Nebeneffekt7.

Wie du Metformin einnimmst

Metformin wird ausschließlich bei Diabetes Typ 2 eingesetzt – und nur, wenn die Bauchspeicheldrüse noch genug Insulin produziert. Daneben verschreiben einige Ärztinnen und Ärzte Metformin bei PCOS, dem polyzystischen Ovarialsyndrom: einer hormonellen Erkrankung, die häufig mit einer Insulinresistenz zusammenhängt.

Tabletten enthalten normalerweise zwischen 500 und 1.000 Milligramm Metformin. Weil Metformin einen metallischen, leicht bitteren Geschmack hat, den viele Patientinnen und Patienten unangenehm finden, werden sie in der Regel nicht geteilt, sondern nur ganz eingenommen2.

Die meisten Betroffenen nehmen Metformin ein- bis dreimal täglich mit einer Mahlzeit ein. Eine Metformin-Therapie beginnt normalerweise mit einer niedrigen Dosis, um mögliche Nebenwirkungen zu vermeiden. Wenn der gewünschte Behandlungserfolg nach drei Monaten ausbleibt, empfehlen deine Therapeutinnen und Therapeuten dir möglicherweise, Metformin mit anderen Antidiabetika oder mit Insulin zu kombinieren8.

Mögliche Nebenwirkungen von Metformin

Ein großer Vorteil von Metformin: Im Gegensatz zu anderen Antidiabetika kommt es bei der Einnahme nicht zu gefährlichen Unterzuckerungen (Hypoglykämien). Das gilt allerdings nur, wenn du Metformin als Einzelmedikament verwendest: Bei einer Kombination mit Alkohol oder anderen Medikamenten solltest du grundsätzlich vorsichtig sein.

Die meisten Menschen mit Diabetes vertragen Metformin gut. Treten Nebenwirkungen auf, handelt es sich oft um Magen-Darm-Beschwerden wie Völlegefühl, Übelkeit, Blähungen oder Durchfall. In der Regel verschwinden diese Symptome aber nach einigen Wochen von selbst8.

Bei manchen Menschen verändert Metformin das Geschmacksempfinden. Andere beobachten, dass sich die Haut verändert. Unter Umständen kann Metformin auch zu einem Vitamin B12-Mangel führen: Wenn du Metformin einnimmst, empfehlen wir dir deshalb, deine Werte ab und zu abklären zu lassen.

Die wohl schwerwiegendste Nebenwirkung, die mit Metformin auftreten kann, ist die sogenannte Laktatazidose. Der Gehalt an Laktat (Milchsäure) steigt an, der pH-Wert des Blutes sinkt ab und es entsteht eine starke Übersäuerung des Körpers. Eine Laktatazidose ist zwar ein seltener, aber sehr gefährlicher medizinischer Notfall. Wenn du Metformin einnimmst, solltest du davon gehört haben und im Ernstfall schnell handeln2.

Die Symptome einer Laktatazidose sind leider oft nicht ganz einfach zu erkennen: Bei vielen Betroffenen beginnt sie mit Erschöpfung, Übelkeit, Bauchschmerzen oder Durchfall – also ganz ähnlich wie die Beschwerden, die häufig zu Beginn der Metformin-Einnahme auftreten. Im weiteren Verlauf zeigen sich Muskelkrämpfe, Bewusstseinsstörungen, bis hin zur Atemnot oder Hyperventilation.

Metformin: Kontraindikationen

Kontraindikationen für Metformin sind chronischer Alkoholmissbrauch, Erkrankungen von Leber und Herz sowie Niereninsuffizienz. Vor allem Erkrankungen der Niere erhöhen das Risiko für eine Laktatazidose. Falls du unter einer eingeschränkten Nierenfunktion leidest, solltest du mit deinen Therapeutinnen und Therapeuten darüber sprechen, welche Alternativen zu Metformin es gibt. Nimmst du trotzdem Metformin ein, empfehlen wir dir, deine Nierenwerte mehrmals pro Jahr überprüfen zu lassen.

Schwangere und Stillende sollten Metformin nicht einnehmen. Bei einem akuten Infekt, vor einer Operation oder wenn du vor einem Eingriff stehst, der den Einsatz eines Kontrastmittels erfordert, solltest du Metformin besser pausieren – natürlich immer in Absprache mit deinem ärztlichen Team.

Metformin in anderer Anwendung

Obwohl Metformin ein klassisches Antidiabetikum ist, verwenden immer mehr Menschen den Wirkstoff außerhalb einer Diabetes-Therapie. Weil es die Testosteron-Produktion des Körpers unterdrückt, kann es manchen PCOS-Patientinnen zu einer Schwangerschaft verhelfen9,10. Immer häufiger wird Metformin auch zum Abnehmen verschrieben – allerdings „off-label“, also ohne direkt dafür zugelassen zu sein. In einem solchen Fall übernehmen die Krankenkassen die Kosten meistens nicht.

Außerdem gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass Metformin auch bei der Prävention und Therapie anderer Erkrankungen nützlich sein kann: Einige Studien weisen auf ein reduziertes Risiko für bestimmte Krebserkrankungen (darunter Brust- und Darmkrebs) hin. Andere Forschungsergebnisse zeigen, dass Metformin bei übergewichtigen Patientinnen und Patienten das Risiko eines schweren Verlaufs bei COVID-19 deutlich senken konnte 5,11. Auch Long Covid trat als Folge der Einnahme deutlich seltener auf.

Der Hauptgrund, warum immer mehr Gesunde Metformin kennen, ist sein Ruf als Anti-Aging-Mittel 12,13. Ob und wie die Einnahme von Metformin tatsächlich zu einem längeren Leben beitragen kann, wird momentan intensiv untersucht. Da die meisten der positiven Effekte bisher nur bei Menschen mit Diabetes festgestellt wurden, empfehlen Expertinnen und Experten jedoch, Metformin nicht vorschnell als Wundermittel zu bezeichnen: Zur Wirkung bei gesunden Menschen fehlen noch Studienergebnisse.

Fazit: So wirkt Metformin

Metformin ist eines der gängigsten, erprobtesten und günstigsten Antidiabetika am Markt. Es hilft, den Blutzuckerspiegel zu regulieren, senkt den Appetit und verringert nebenbei auch das Risiko für eine ganze Reihe an Folgeerkrankungen. Die Wirkung von Metformin sind gut belegt – und werden inzwischen auch an gesunden Menschen erprobt. Ob es sich wirklich als Anti-Aging-Präparat eignet, muss aber noch genauer erforscht werden.

Wichtig ist, dass auch Metformin kein Freifahrtschein für einen ungesunden Lebensstil ist. Zwar wird das Medikament normalerweise erst dann verschrieben, wenn andere Maßnahmen keine Wirkung zeigen: Mit viel Bewegung, Gewichtsreduktion und einer ausgewogenen Ernährung, die zu deinem Stoffwechsel passt, kannst du den Effekt aber deutlich verstärken und deine Erkrankung sogar wieder loswerden.

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Quellen:

1.         Antidiabetika – Wissen @ AMBOSS. https://www.amboss.com/de/wissen/Antidiabetika.

2.         Diabetes mellitus: Höhere Dosis für Metformin empfohlen. DAZ.online https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2002/daz-29-2002/uid-8033 (2002).

3.         Madiraju, A. K. et al. Metformin suppresses gluconeogenesis by inhibiting mitochondrial glycerophosphate dehydrogenase. Nature 510, 542–546 (2014).

4.         Campbell, J. M., Bellman, S. M., Stephenson, M. D. & Lisy, K. Metformin reduces all-cause mortality and diseases of ageing independent of its effect on diabetes control: A systematic review and meta-analysis. Ageing Res Rev 40, 31–44 (2017).

5.         Lv, Z. & Guo, Y. Metformin and Its Benefits for Various Diseases. Front Endocrinol (Lausanne) 11, 191 (2020).

6.         Avoxa-Mediengruppe Deutscher Apotheker. Arzneimittelgeschichte: Antidiabetika vor der Entdeckung des Insulins. Pharmazeutische Zeitung online https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-422009/antidiabetika-vor-der-entdeckung-des-insulins/.

7.         Arzneimittelkommission Der Deutschen Apotheker (AMK) et al. NVL Typ-2-Diabetes – Teilpublikation der Langfassung, 2. Auflage. (Bundesärztekammer (BÄK); Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV); Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), 2021). doi:10.6101/AZQ/000475.

8.         Die Substanzgruppe der Biguanide (Metformin). https://www.diabetes-deutschland.de/archiv/1659.htm.

9.         Naderpoor, N. et al. Metformin and lifestyle modification in polycystic ovary syndrome: systematic review and meta-analysis. Hum Reprod Update 21, 560–574 (2015).

10.       Magzoub, R., Kheirelseid, E. A. H., Perks, C. & Lewis, S. Does metformin improve reproduction outcomes for non-obese, infertile women with polycystic ovary syndrome? Meta-analysis and systematic review. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol 271, 38–62 (2022).

11.       Miranda, V. C., Barroso-Sousa, R., Glasberg, J. & Riechelmann, R. P. Exploring the role of metformin in anticancer treatments: a systematic review. Drugs Today (Barc) 50, 623–640 (2014).

12.       Kulkarni, A. S., Gubbi, S. & Barzilai, N. Benefits of Metformin in Attenuating the Hallmarks of Aging. Cell Metab 32, 15–30 (2020).

13.       Triggle, C. R. et al. Metformin: Is it a drug for all reasons and diseases? Metabolism 133, 155223 (2022).

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